Wissen oder Meinung? Vernunft oder Gefühl?

von Gerhard Hücker (Kommentare: 0)

Wissen oder Meinung? Vernunft oder Gefühl?

An den Reaktionen auf mein Buch (Mündige Bürger – Der Weg zur Eigenverantwortung), die Blogartikel und Stellungnahmen in Social Media, merke ich, dass viele Menschen »Meinung« für Wissen halten und »Vernunft« für das, was sie selbst für richtig halten. Weit gefehlt!

Spätestens seit Platon (427–347 v. Chr.) und eigentlich auch schon seit Sokrates, seinem Lehrer, versteht man unter Wissen »ein begründetes, wahres und unveränderliches Erkennen der Realität«. Es ist immer verlässlich. Wissen kann nur durch Vernunft erkannt werden, da es durch Argumente und rationale Einsichten gerechtfertigt ist, und nicht durch Sinne und Gefühle.

Ein Beispiel von »Wissen« ist die Idee des Kreises, der vollkommen ist – unabhängig von seiner Darstellung in der materiellen Welt.

»Meinung« dagegen ist eine unvollkommene und veränderliche Auffassung, die auf einer sinnlichen Wahrnehmung beruht.

Meinungen können sich ändern, denn sinnliche Wahr­neh­mung kann auch täuschend sein. Und Meinungen basieren nicht zwingend auf rationalen Elementen. Und auch nicht immer auf Vernunft. Meinung liegt zwischen Un­wis­sen­heit und wahrem Wissen.

Ein Beispiel: Es ist die Meinung von Frau Eskens, der Co-Vorsitzenden der SPD und auch mehrheitlich ihrer Partei, dass die Armen reicher würden, wenn man den Reichen in Form einer Vermögenssteuer etwas wegnimmt. Diese Meinung beruht auf der sinnlichen Wahr­neh­mung, dass die Verteilung der Vermögen in Deutschland ungerecht ist.

Aber diese Wahrnehmung wird sich zwangs­weise dann ändern, wenn man mal den Verlauf der Geschichte betrachtet: Es gab noch keine Gesellschaft, in der die Armen reicher wurden, indem man den Reichen etwas wegnahm. Der Sozialismus hat es versucht, der Kom­mu­nis­mus – das Vermögen hatten dann nur andere, z. B. Funktionäre oder Oligarchen. Vernünftig wäre das also nicht.

Realität ist: In Industrieländern wie Deutschland, den USA oder Großbritannien haben sich die Realeinkommen von Arbeitern und Angestellten in den letzten 100 Jahren vervielfacht. Im Jahr 1925 verdiente ein durchschnittlicher Arbeiter etwa 150 bis 200 Reichsmark monatlich (umgerechnet ca. 700 bis 900 Euro in heutiger Kaufkraft).

Heute liegt der durchschnittliche Monatslohn (brutto) bei rund 4.100 Euro, wobei das Realeinkommen durch gestiegene Lebens­halt­ungs­kosten bereinigt wird. In Deutschland haben sich die Realeinkommen etwa ver­vier­facht (je nach Berufsgruppe und Branche). Es grenzt fast schon an Wissen, ist aber zumindest vernünftig, wenn man die Realität betrachtet. Nicht eine »Neidsteuer« zur Unterstützung angeblich Benachteiligter erhöht das Real­ein­kom­men von Arbeitern und Angestellten, sondern eine angemessene Bezahlung ab­hängig Beschäftigter, die wirklich arbeiten, und die dann den Lohn erhalten, der durch die Investitionen der Reichen und das richtige Wirt­schafts­system – Stichwort: Soziale Markt­wirt­schaft statt Staats­in­ter­ven­tio­nis­mus – auch erwirtschaftet werden können.

Es wird immer Reiche und Arme geben. Und die Reichen werden immer eine Möglichkeit finden, Ihr Vermögen dem Zugriff des Staates zu entziehen. Dann schafft es nur keine Arbeitsplätze mehr im Inland.

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