Bürgerdienst statt Wehrpflicht – Warum Demo­kratie Eigen­ver­ant­wortung braucht

von Gerhard Hücker (Kommentare: 0)

Bürgerdienst statt Wehrpflicht – Warum Demokratie Eigenverantwortung braucht

Demokratie braucht Dienst. Warum die Wehrpflicht zur demo­kra­ti­schen Kern­frage wird. Putins An­griffs­krieg gegen die Ukraine hat die Sicht auf Euro­pas ver­meint­lich sichere Grenzen und zu­ver­läs­sige Bünd­nisse grund­legend er­schüt­tert.

Die gegen­wärtige Dis­kus­sion über eine Wieder­ein­führung der Wehr­pflicht scheint mir jedoch zu eng gefasst. Wenn wir nur sicher­heits­poli­tisch dis­ku­tieren, über­sehen wir den tie­fe­ren Kern des Pro­blems: Den Zu­stand unserer Ge­sell­schaft und ihre Fähig­keit zur Eigen­ver­ant­wortung.

In meinem Buch »Mündige Bürger – Der Weg zur Eigenverantwortung« beschreibe ich, dass wir drin­gend eine breite De­bat­te darüber be­nö­tigen, welche Art von Dienst am Ge­mein­wesen wir künftig for­dern und för­dern möchten. Ein solcher Dienst sollte nicht bloß mili­tä­risch aus­ge­richtet sein, sondern eine um­fas­sen­dere gesell­schaft­liche Funk­tion erfüllen: Die Stär­kung von demo­kra­tischer Reife und Zu­sam­men­halt.

Warum Schwedens Modell uns Vorbild sein sollte

Ein hervorragendes Beispiel dafür liefert Schweden. Dort werden junge Menschen, Frauen wie Männer, zunächst hin­sicht­lich ihrer Fähig­keiten und Inte­res­sen ge­mus­tert und an­schließend entweder mili­tärisch oder zivil ein­ge­setzt – etwa im Ka­tas­trophen­schutz, in Pflege­ein­rich­tungen oder in wichtigen Infra­struktur­projekten. Zentral an diesem Ansatz ist, dass der Dienst nicht einfach als Pflicht ge­se­hen wird, sondern als we­sent­licher Be­stand­teil eines gesell­schaft­lichen Reife­pro­zesses.

Für Deutschland könnten wir von diesem Mo­dell lernen, wie junge Menschen ak­tiv er­fah­ren, Teil einer ver­ant­wortungs­vollen Ge­mein­schaft zu sein.

Gerade jetzt, in einer Zeit, in der gesell­schaft­licher Zu­sam­men­halt und demo­kra­tische Mit­ver­ant­wor­tung ele­men­tar für unsere Zu­kunft sind, halte ich solch ein Konzept für drin­gend not­wendig.

Wehrdienst bedeutet Friedensdienst

Besonders wichtig erscheint mir dabei die Unter­schei­dung zwischen Ver­tei­di­gungs­fähig­keit und Kriegs­lust. Ver­tei­digungs­fähig­keit, wie ich betone, dient nicht der Kriegs­trei­berei, sondern ist essen­zieller Be­stand­teil einer glaub­wür­digen Friedens­politik durch Ab­schreckung. In Gesprächen mit jungen Menschen stelle ich oft fest, dass sie einer­seits die Wehr­pflicht skep­tisch sehen, ande­rer­seits aber durchaus bereit sind, Familie und Ge­mein­schaft zu schützen.

Diese Haltung zeigt, dass wir ein mo­dernes Ver­ständ­nis von Ver­tei­digung be­nö­tigen, das über rein mili­tä­rische Kate­go­rien hi­naus­geht.

Ein verpflichtendes Bürgerdienstmodell, das sowohl militärische als auch zivile Optio­nen be­in­haltet, könnte genau hier ansetzen und nicht nur die Ver­tei­di­gungs­fähig­keit Deutsch­lands stärken, sondern auch den gesell­schaft­lichen Zu­sam­men­halt fördern. Politische Mün­dig­keit in Fragen der Sicher­heits­po­litik ent­wickelt sich dadurch zu­neh­mend zu einer dring­li­chen Frage – nicht nur für Deutsch­land, sondern für ganz Europa.

Ich bin überzeugt, dass ein solcher Dienst ein ent­schei­dender Bei­trag zur Siche­rung von De­mo­kratie und Stabi­li­tät sein kann, gerade in Zeiten glo­baler Un­sicher­heit.

Ihr Standpunkt ist gefragt

  • Würden Sie oder Ihre Angehörigen ein ver­pflich­ten­des Dienst­jahr, sei es mili­tärisch oder zivil, unter­stützen?
  • Welche Form des Bürger­diens­tes halten Sie persönlich für be­son­ders wichtig oder sinnvoll?

Diskutieren Sie mit uns über die Zukunft der Sicherheitspolitik in Europa!

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